Xerocomsäure
Xerocomoc Acid
C18H12O8
Molare Masse: 356,2831 g*mol-1
IUPAC: (2E)-2-[4-(3,4-dihydroxyphenyl)-5-hydroxy-3-oxofuran-2-ylidene]-2-(4-hydroxyphenyl)acetic acid
Die Xerocomsäure ist ein Sekundärmetabolit, der als charakteristischer gelber Farbstoff vorzugsweise in Röhrlingen (Boletales) und Röhrlingsverwandten vorkommt. Sie gehört wie die Variegatsäure zu den Hydroxypulvinsäuren. Von ihr leiten sich weitere wichtige gelbe oder braune Farbstoffe der Pilzfruchtkörper ab, so das Norbadion A, das Sclerocitrin aus dem Kartoffelbovist (Scleroderma citrinum) oder das Chalcitrin aus dem Pfefferröhrling (Chalciporus piperatus).
Die Xerocomsäure wurde 1968 von Prof. Dr. Wolfgang Steglich im Rotfußröhrling (Xerocomus chrysenteron) nachgewiesen.[1] Sie ist ebenso wie die Variegatsäure für die Bläuungsreaktion verschiedener Röhrlinge verantwortlich, z.B. beim Maronenröhrling (Boletus badius).
Bei Verletzungen durch Druck oder Anschnitt bilden sich durch die Einwirkung von Oxidasen aus der gelben Xerocomsäure blaue Chinonmethid-Anionen (Bild unten).[2]
Der Effekt läßt sich im Labor auch mit Hilfe schwacher Oxidationsmittel, z.B. Kaliumhexacyanoferrat, simulieren.
Wie die Variegatsäure neigt auch die Xerocomsäure zur Bildung eines zweiten Lactonringes: hierdurch entsteht ein planares und vollständig konjugiertes System, das zu einer Farbverschiebung führt. Das entstandene Xerocomorubin ist ein rötlicher Farbstoff, der im Echten Hausschwamm (Serpula lacrymans) nachgewiesen werden konnte. [5]
Die Biosynthese der Xerocomsäure erfolgt aus zwei Molekülen Tyrosin, die nach Desaminierung zu einem Molekül Atromentin verknüpft werden. Nach einem Oxidationsschritt entsteht aus der Atromentinsäure Xerocomsäure, ein weiterer Oxidationsschritt führt zur Variegatsäure.[3]
Die Xerocomsäure wurde als potenter Inhibitor der HIV‐1 Integrase identifiziert. [4]
[1] W. Steglich, W. Furtner, A. Prox, Z. Naturforsch. 1968, 23b, 1044-1050.
[2] M.Winner, Dissertation Ludwig-Maximilians-Universität München 2003, 34
[3] M. Gill, W. Steglich, Progress in the Chemistry of Organic Natural Products,
Springer Verlag, Wien, New York 1987.
[4] S.B. Singh, H. Jayasuriya, R. Dewey, J.D. Polishook, A.W. Dombrowski, D.L. Zink, Z. Guan, J. Collado, G. Platas, F. Pelaez, P.J. Felock, D.J. Hazuda, Isolation, structure, and HIV‐1‐integrase inhibitory activity of structurally diverse fungal metabolites. J.Ind.Microbiol.Biotechnol. 30 (2003) 721‐731.
[5] M. Gill, Nat. Prod. Rep. 1994, 11, 67-90.