Orellanin

1952 kam es in Polen zu einer Vergiftungsepidemie mit dem bis dahin als eßbar geltenden Orangefuchsigem Raukopf (Cortinarius orellanus), von der 102 Personen betroffen waren. In 11 Fällen verliefen die Vergiftungen tödlich. [1]

Der polnische Arzt Dr. Stanisław Grzymala, der diese Vergiftungsfälle publizierte, dokumentierte in den Jahren 1953 bis 1962 allein in Polen 136 Vergiftungsfälle mit 25 Todesopfern, die durch Vertreter der Pilzgattung Cortinarius verursacht worden und auf die nierenschädigende (nephrotoxische) Wirkung des Orellanin zurück zu führen waren.

Vorkommen und chemische Struktur

Orellanin kommt in Arten der Gattung Haarschleierlinge (Cortinarius), so im Orangefuchsigen Raukopf (Cortinarius orellanus) und im Spitzbuckeligen Raukopf (Cortinarius rubellus) vor. Der Schöngelbe Klumpfuß (Cortinarius splendens) enthält ebenfalls nephrotoxische Substanzen, allerdings kein Orellanin.

Orellanin
Orellanin

Orellanin liegt unter Normalbedingungen in Form einer farblosen festen Substanz vor, die sich ab 150°C langsam unter Sauerstoffabgabe über Orellinin zum ungiftigen Orellin zersetzt (Abb. unten). Ab 267°C erfolgt eine teils explosionsartige Umsetzung des Orellanin. Der Stoff zeigt eine dunkelblaue Fluoreszenz.

 

 

Orellanin,Orellinin,Orellin
Umsetzung von Orellanin über Orellinin zu Orellin.

In Wasser und unpolaren Lösungsmitteln ist Orellanin nicht, in organischen Lösungsmitteln, wie  Dimethylsulfoxid, Methanol, Pyridin und Trifluoressigsäure, gut löslich. Im Rohmaterial liegt das Orellanin in Form des wasserlöslichen 4,4'-Diglucosids vor. Seine Biosynthese geht von Anthranilsäure aus. [2]

Für Orellanin, [2,2′-Bipyridin]-3,3′,4,4′-tetrol-1,1′-dioxid, wurden zwei Synthesen mit 10 bzw. 11 Schritten entwickelt. Umwandlungsreaktionen von Orellanin mit Diazomethan und bei UV-Belichtung werden beschrieben. [3]

Nachweis von Orellanin

Der Nachweis von Orellanin nach Pöder und Moser erfolgt mit etwas angefeuchtetem Pilzsubstrat und Eisen-(III)-chlorid. Eine violette Färbung zeigt das Vorhandensein von Orellanin an. [4]

Wirkung

Behandlung

Weblinks

Einzelnachweise

[1] (1) Alina Skirgiełło and Andrzej Nespiak (1957) "Erfahrungen mit Dermocybe orellana (Fr.) in Polen: A. Cortinarius (Dermocybe) orellanus Fr. non Quél. — cause d'intoxications fongiques en Pologne en 1952-55" (Experiences with Dermocybe orellana (Fr.) in Poland: A. Cortinarius (Dermocybe) orellanus Fr. non Quél. — cause of mushroom poisoning in Poland in 1952-55) Zeitschrift für Pilzkunde (Journal for Mycology), vol. 23, pages 138-139 ; (2) Stanisław Grzymala (1957) "Erfahrungen mit Dermocybe orellana (Fr.) in Polen: B. Massenvergiftung durch den Orangefuchsigen Hautkopf. (Experiences with Dermocybe orellana (Fr.) in Poland: B. Mass poisoning by the orange-red web-cap), Zeitschrift für Pilzkunde, vol. 23, pages 139-142.

 

[2] (1) Prof. Dr. Dr. Michael Spiteller, Dr. Peter Spiteller, Bioaktive Moleküle aus Pilzen, www.infu.tu-dortmund.de (2) Spiteller, P., Spiteller, M. and Steglich, W. (2003), Zum Vorkommen des Pilzgiftes Orellanin als Diglucosid und Untersuchungen zu seiner Biosynthese. Angewandte Chemie, 115: 2971–2974. doi: 10.1002/ange.200351066

 

[3] Dehmlow, E. V. and Schulz, H.-J. (1987), Synthesen von hydroxylierten Bipyridinen, I. Das Pilztoxin Orellanin. Liebigs Annalen der Chemie, 1987: 857–861. doi: 10.1002/jlac.198719870840

 

[4] (1) Dr. med. R. Flammer, T. Flammer, Lehrgang Mykologische Notfalldiagnostik, 2.überarbeitete Auflage, S.11 (2) Rene Flammer, Egon Horak (2003), Giftpilze-Pilzgifte, S.85

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